Herbst 2024 - "Der Kurator Peter Lang. Eine Hommage."

Kunstaustellung und Veranstaltungsreihe vom 7. September bis 12. Oktober 2024 in Erinnerung an den zehnjährigen Todestag von Peter Lang

Kurator der Ausstellung: Christoph Tannert, Berlin

Produzent der Ausstellung: Moritz Götze, Halle/Saale

Mit Werken von Tina Bara, Roland Boden, Roland Fuhrmann, Andreas Gerth, Moritz Götze, Gregor Hildebrandt, Lisa Junghanß, Alicja Kwade, Jurgen Ostarhild, Markus Wirthmann und Ralf Ziervogel.

Zusätzlich wird ein legendäres Originalwerk präsentiert, das Peter Lang in Leipzig veröffentlicht hat: die Grafik-Mappe Fußlahm (gedruckt 1989), an der u.a. Neo Rauch, Moritz Götze, Tobias Ellmann, Michael Kunert, Anton Paul Kammerer (†), Andreas Küchler (†), Trakia Wendisch, Hartwig Ebersbach, Hans Scheuerecker, Wolfgang Henne, Roland Borchers, Hans-Jürgen Böhme und Frieder Heinze druckgrafisch mitproduziert haben.

Bildnachweis: 2013 - Peter Lang zur Ausstellungeröffnung "Gewissheit. Visionen." im Autocenter Berlin, Foto Moritz Götze

7. September, 15 Uhr, Ausstellungseröffnung

Öffnungszeiten

sonnabends, sonntags, jeweils 11 bis 17 Uhr (kostenfrei)

 

1.

Ein Kurator im Bereich der Kunst kann ein Ausstellungsmacher, ein Betreuer einer Kunstsammlung sein oder jemand, der Künstlerinnen und Künstler betreut, coacht, der Kunst vermittelt, analysiert und transdisziplinär und transkulturell begleitet.

Die Rolle der Kuratoren ist in den letzten Jahrzehnten immer wichtiger geworden. Ausstellungsmanager beschränken sich nicht mehr auf die bloße Auswahl der Künstler und die Kombination von Kunstwerken, sondern sehen ihre Tätigkeit als ebenso kreativ an wie diejenige der von ihnen Kuratierten. Indem sie „innovative“ Ausstellungsformate schaffen, laden sie die Kunstwerke durch diese neue Form des Framing mit zusätzlicher Bedeutung und mit Inhalten auf, die aus den Werken selbst möglicherweise gar nicht hervorgehen.

Früher waren Kuratoren eher in passiven und begleitenden Zusammenhängen aktiv, heute sind sie Animatoren der Eventkultur. Oft reicht schon der Name eines Kurators, um ein Projekt zu adeln.

2.

Ein Kurator par excellence war Peter Lang, geboren am 23. Januar 1958 in Leipzig, viel zu früh gestorben am 11. August 2014 in München. Im Jahr 2024 jährt sich sein Todestag zum 10. Mal. Er ist eine legendäre Gestalt in Mitteldeutschland.

Seine Kindheit verbrachte er in Leipzig-Kleinzschocher. 1976 legt er sein Abitur ab. Ihn trieb die Neugier und die Lust am Unabgeschlossenen. Ständig war er auf Achse. Schlussendlich wurde er heimisch in der Kunst.

Er absolvierte von September 1979 bis Oktober 1981 ein Studium der Physik an der Karl-Marx-Universität Leipzig (ohne Abschluss). Von September 1982 bis Mai 1990 studierte er im Fernstudium Kulturwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin (ohne Diplom). Parallel dazu arbeitete er von 1983 bis 1988 im Studio Bildende Kunst in der Baumschulenstraße in Berlin-Treptow bis er 1987 nach Leipzig zurückkehrte und mit dem Aufbau der Galerie am Kraftwerk begann, die er zwischen 1989 und 1992 gemeinsam mit Wolfgang Henne in der Erich-Weinert-Straße betrieb. Im Zeitraum 1989/1990 war er außerdem Leiter der Galerie Alter Markt in Halle/Saale. 1991 eröffnete er in Leipzig die Dependance Specks Hof (bis 1992). Ab Februar 1993 (bis 1994) betrieb er im Hansa Haus die Galerie Lang, Leipzig, und die Bar Sankt Petersburg sowie im Jahr 1993 zeitweise zusammen mit Oliver Oechsle die Galerie Lang, Berlin.

Als Kurator von ausgefallenen Themenausstellungen sowie Initiator diverser Kunstprojekte und -aktionen im In- und Ausland, als Autor, Herausgeber und Redner mit Interesse an weiten Erzählbögen erwarb sich Peter Lang über dreißig Jahre den Ruf eines Künstlerpartners, der mit hoher Gedankendichte auf seine Zeit reagierte. Künstlerinnen und Künstlern gegenüber war er ein Scout und Begleiter. Die Liste derer, die er im In- und Ausland gefördert und ausgestellt hat, ist ellenlang.

Mit klugen Konzepten und viel beachteten Ausstellungen mobilisierte er das Irritationspotential der Kunst als ästhetische Explosivwaffe. Aber es ging bei ihm auch immer um Schönheit und Sinnlichkeit. Gerne änderte er die Kontexte der Zurschaustelllung, ging mit Kunst in den öffentlichen Raum, am liebsten an unentdeckte Orte, um darauf hinzuweisen, dass Kunst in einer anderen Vielfalt von sozialen Zusammenhängen existiert und andere Bedeutungen aufweist als rein finanzielle oder event-spezifische.

Um Peter Lang zu ehren, findet diese Ausstellung statt.

3.

Als Leipziger war Peter Lang Zeit seines Lebens in Mitteldeutschland aktiv.

Höhepunkt seiner kuratorischen Leistung war die Einrichtung eines Kooperationsortes der EXPO 2000 im Land Sachsen-Anhalt im stillgelegten Kraftwerk Vockerode unter dem Titel Verwandlungen Sachsen-Anhalt. Beteiligt an dieser aufsehenerregenden Bespielung eines ehemaligen Industriestandortes waren: Ludwig Ehrler & Lutz Grumbach, Fred Fröhlich, Roland Fuhrmann, Moritz Götze, Hans-Wulf Kunze, Thomas Leu, Thomas Meyer, Najo Nyhuis, Urs Heckmann, Dagmar Varady-Prinich, Jan Vicenz, Markus Wirthmann und Georg Winter.

Darüberhinaus war Peter Lang involviert in Präsentationen des Zeitgeschichtlichen Forums Leipzig sowie der Frankeschen Stiftungen Halle.

Auf dem Grundstück in Pobles, das heute Ausstellungsort ist, liegt der Großvater des Philosophen Friedrich Nietzsche, der Theologe David Ernst Oehler (1787-1859), Pfarrer in Pobles, begraben, der kleine Nietzsche war oft dort. Röcken, Naumburg, Schulpforta und Pobles waren besondere Orte für Peter Lang, deren atmosphärischen Qualitäten und assoziativ zu fassenden Erscheinungen er zeitlebens auf der Spur war, d.h. im ständigen intellektuellen „Beackern“ einer Kulturlandschaft. Deren klassische Landschaftssystematik zu erfassen und durch Kunst erlebbar zu machen, war ihm ein Grundanliegen.

Fromm war er nicht, betonte aber häufig, in der Leipziger Thomaskirche getauft worden zu sein. Kirche und Adel schätzte er als identitätsstiftende Instanzen und Bewahrer des kulturellen Erbes. Ihn zeichnete eine Neigung zur Historie und zum Historischen aus und er begeisterte sich für Riten.

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