Frischer Wind in alten Mauern

Der „Kaisersaschern e.V.“ errichtet einen Kunstraum in Pobles bei Lützen

Im September 2020 schlug sich eine Gruppe von Enthusiasten nach langer Zeit zum ersten Mal  wieder eine Schneise durch das Dickicht auf dem alten Kirchhof. Als sie schließlich im ehemaligen Kirchenschiff der zur Ruine gefallenen Kirche St. Gangolf in Pobles bei Lützen standen, waren sie sich darin einig, dass es eigentlich schon kurz nach zwölf für das älteste und markanteste Gebäude der Doppelorte Kreischau/Pobles im Grunautal ist. So romantisch das im Sonnenlicht spielende Blätterdach und die zerfallenen Sandsteinmauern auch wirkten, es musste etwas getan werden.

Schnell war allen klar, dass dieser magische Ort großes Potential hat. Das Grabmal von Friedrich Nietzsches Großvater liegt gleich neben der heutigen Ruine, wie auch die Gruft des „Edlen von Kleefeld“, eines Agrarreformers des frühen 19. Jahrhunderts. Hier sollte ein Ort für Kunst und Gemeinschaft entstehen, der den produktiven Austausch über Geschichte und Zukunft Mitteldeutschlands zum Thema hat. Ein Kunsthalle in der Provinz, eine ehemalige Kirche als Raum für die Auseinandersetzung mit dem Geist dieses Landstrichs und ein Treffpunkt für die aktive Zivilgesellschaft. Zeitgenössische Positionen bildender Kunst mitteldeutscher Provenienz oder nationaler wie internationaler Künstler, die sich mit dem genannten Gestaltungsfeld auseinandersetzen, werden hier adäquate Präsentationsmöglichkeiten bekommen. Dazu gibt es die die Möglichkeit für lokale Akteure, ob Heimatverein oder Familienfest, sich den Raum in ihrem Sinne zu eigen zu machen. Das alles wird errichtet in zeitgemäßer architektonischer Form unter Bewahrung historischer Bausubstanz.

Baumaßnahmen und Förderung

Ende des Jahres 2021 konnte sich der Verein über Förderzusagen der Landesdenkmalpflege Sachsen-Anhalt und der Stiftung Zukunft Sössen freuen. Damit standen 85.000 Euro zur Notsicherung im ersten Halbjahr 2022 zur Verfügung. Letztlich hat der Verein auf Kostensteigerungen reagierend 97.000 Euro aufgebracht. Zusätzlich investierte die Stadt Lützen in die notwendige provisorische Zufahrt zum Gelände. Die Maßnahmen beinhalteten die Wiederaufrichtung der Umfassungsmauern des Kirchenschiffs, die Sicherung und Ergänzung sandsteinerner Fensterumfassungen in Kirchenschiff und Turm, die wasserdichte Abdeckung der Umfassungsmauern und das Abtragen von Boden um die Kirche bis auf das ursprüngliche Niveau. Im Zuge der ersten großen Ausstellung konnte ein temporärer Ausstellungsraum geschaffen werden, indem der Hauptraum wandhoch mit weißen Paneelen ausgekleidet und der Fußboden befestigt wurde. Durch viele ehrenamtlich erbrachten Arbeitsstunden ist das Umfeld inzwischen von tonnenweise Schutt und Wurzeln befreit. Ein erster Lindenbaum wurde als zuversichtliches Zeichen für die Zukunft gepflanzt.

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